Lactoseintoleranz

Umdenken bei Laktoseintoleranz!

Vorbei sind die Zeiten in denen Verzicht die beste Therapievariante war.
Laut Studien, welche sich mit Kohlenhydratintoleranzen und dem Reizdarmsyndrom beschäftigen, werden neue Therapieoptionen empfohlen.
Diese Untersuchungen stellen das Essmuster, die Kostform und vor allem die Bewertung der Verarbeitung von Lebensmitteln in den Fokus. [4,25,28]

Was ist Laktose?

Laktose ist ein Zweifachzucker und das am häufigsten vorkommende Kohlenhydrat in der Milch.
Er wird durch das Enzym Laktase gespalten, welches im Übergang von 12-Finger Darm und Dünndarm bereitgestellt wird. [2, 51]

Was bedeutet Lactoseintoleranz

Wer Laktoseintolerant ist kann entweder das Enzym Laktase nicht herstellen und damit den Zucker nicht spalten oder stellt nicht genügend Laktase her um die aufgenommene Menge zu spalten.

Ursachen

Die Ursachen werden immer vielfältiger!
Für die Unverträglichkeit werden übereinstimmend immer häufiger andere Ursachen verantwortlich gemacht als die reine Intoleranz auf den Doppelzucker.
Nach aktuellen Kenndaten des Milchindustrieverbandes ist der Verbrauch von Milch und Milchprodukten stagnierend, sogar leicht rückläufig.[44]
Die Produkte an und für sich scheiden als Verursacher der stetig steigenden Zahl von Laktoseintoleranten aus.
Neuste Studien bewerten beispielsweise Essmuster und Verarbeitung von Lebensmitteln als mögliche Trigger Faktoren für die Symptome.[7,23]

Symptome

die Symptome sind unterschiedlich, jedoch meistens Magen-Darm Probleme wie:
Blähungen – von leicht bis schmerzhaft
Durchfall
Krämpfe
Diese Symptome entstehen, weil der Zweifachzucker nicht in seine Einzelbestandteile gespalten wurde und damit bestimmte Fermentationsvorgänge in Gang setzt die Gase produzieren.

Diagnose

Üblicherweise durch die Messung der Ausscheidung von Wasserstoff und Methan im Atem
Laut der neuen europäischen Guideline der European Association for Gastroenterology, Endoscopy and Nutrition wird jedoch eindringlich darauf hingewiesen, dass nur über die Kopplung von Symptom und Atemgaswert eine korrekte Diagnose möglich ist und somit der Nachweis einer Laktoseintoleranz erbracht werden kann. [30]

Therapie

Durch die präbiotische Funktion der Laktose kam es zu einem Umdenken bezüglich der Empfehlung des kompletten Verzichts, um auch die Vorteile des Doppelzuckers nutzen zu können.
Inzwischen ist das Therapieziel nicht die Milchzuckerfreie Kost, sondern vielmehr die Reduzierung auf ein gesundes und verträgliches Maß.
Laut aktuellen Studien besteht die Verträglichkeitsgrenze bei etwa 12-18g/Tag.[21, 34, 60]
Die protektive und präbiotische Wirkung von Laktose gilt schon lange als bewiesen.
Sie ist nicht nur für Säuglinge wichtig sondern ist auch ein Grundbaustein für die Herstellung verschiedener Makromoleküle (Oligosaccharide, Glykoproteine und Glykolipide) welchen wir eine gesundheitsfördernde Wirkung zuschreiben.[13, 41, 69]
Darüber hinaus besitzt Laktose auch weitere Vorteile.
Zum einem hat es eine modulierende Wirkung im Magen-Darm Trakt wodurch es zu einer erhöhten alpha-Diversität (das Maß für die Artenvielfalt eines Lebensraums) führt.
Zum anderen erhöht sich die Expression des CAMP-Gens, ein wichtiges antimikrobielles Eiweiß.
Das Vorhandensein von Laktose begünstigt des weiteren die Calcium, Magnesium und Zinkaufnahme.
Es gibt also viele ernährungstherapeutische Gründe die laktosereduzierte Kost zu bevorzugen anstatt die laktosefreie Kost.
Die Lebensmittelauswahl sollte sich idealerweise an wenig verarbeiteten Produkten orientieren, da in diesen die Möglichkeit der versteckten Zugabe an stark laktosehaltigen Milchderivaten gering ist.
[42, 58, 61, 70]

Darunter zählen die sogenannten „nicht abschließend wärmebehandelten Sauermilchprodukte“ z.B. Dickmilch, Joghurt, Kefir, Quark
Durch den regelmäßigen Verzehr dieser, steigt der positive Einfluss auf die Darmbakterien.
[9, 13, 46]
Wird Gemüse mit diesen Produkten kombiniert erhöht sich die Verträglichkeit für Laktoseintolerante.
Grund dafür ist die Verzögerung der Magenentleerung und die Verlangsamung der Darmpassage durch die Dichte und Zähflüssigkeit des entstehenden Speisebreis.

wissenswertes

Die Laktoseintoleranz wird in 2 Gruppen eingeteilt:

  1. die primäre genetische adulte Hypolaktasie

sie bezeichnet eine genetische Veranlagung die ab dem frühen Erwachsenenalter zu einer nachlassenden Spaltungsaktivität der Laktase führen kann.
Nach Schätzungen betrifft das 65% der Weltbevölkerung.
Konkrete Altersangaben ab wann sich die geringe Spaltungsaktivität klinisch bemerkbar macht sind bisher nicht bekannt.
Der Altersgipfel um das junge Erwachsenenalter wird am häufigsten angenommen.[8, 32, 38]
Aus Studienergebnissen geht hervor, dass viele Personen ohne Laktasepersistenz (genetische Mutation um im Erwachsenenalter Laktase zu produzieren) dennoch regelmäßig Milchprodukte symptomfrei verzehren können.[65]
Viele andere Arbeitsgruppen bestätigen diese Beobachtung.[30, 71]
Die Wissenschaft diskutiert als Mechanismus hierfür eine adäquate Lebensmittelauswahl und dadurch einen Laktoseabbau über Bakterien. [25, 49]
Diesen Beobachtungen kommt insofern eine Bedeutung zu, da die Rolle der Laktose für das Mikrobiom bisher unterschätzt wurde.
Aus diesen Erkenntnissen leitet sich die Forderung ab keine vollständige Laktosekarenz zu initiieren, diese Erkenntnis deckt sich mit den Aussagen der European Association for Gastroenterology, Endoscopy and Nutrition.[14, 59, 30, 34]
Bisherige Untersuchen hinsichtlich des kompletten Verzichts auf Laktosehaltige Produkte, zeigen eine deutliche Gefahr für mögliche marginale Nährstoffversorgungen und erhebliche Nachteile für die Vielfalt des Mikrobioms.[47]

  1. sekundäre Laktoseintoleranz

ist das Unvermögen Laktase im Darm zu spalten, meist aufgrund von Erkrankungen des Magen-Darm Traktes wie z.B. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder medikamentöse Nebenwirkungen.
Diskutiert werden aber auch pH-Schwankungen, zu kurze Kontaktzeiten des Speisebreis mit den Resorptionszellen des Darms oder unphysiologische Essmuster.
All diese Faktoren können zu einer Ineffektivität des Enzyms führen.
So kann z.B. Durch die Verwendung von Milchderivaten (Süßmolkepulver, Molkeproteine etc..) in hoch verarbeiteten Lebensmitteln ein Anfluten von sehr hohen Laktosemengen verursacht werden, welche die physiologischen Verdauungskapazitäten überschreiten könnten.[3, 14, 51]

 

 

 

Quellen

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